Ein Interview...

Generationswechsel mit Herz und Verstand

Ein Interview zur Nachfolgeregelung mit dem Inhaber und Gründer Harald Müller von Müller Messebau aus Freiburg i.Br.

Herr Müller, wie wird man denn Messebauer und später dann auch Gründer und Inhaber eines Messebau-Unternehmens??

Harald Müller
Reiner Zufall. Ich habe 1978 als Aushilfe bei Interfair in Basel angefangen. Meine erste Mitarbeit als Messebauer war an einem Messestand der Swisstelecom mit 2.500 qm auf einer Messe in Genf. Nach drei Wochen bekam ich von der Firma Interfair eine Festanstellung angeboten, die ich selbstverständlich gerne annahm. Ich war dann hauptsächlich zu Messen in Mittel- und Westeuropa eingesetzt und somit meist über mehrere Wochen von meiner Frau und meiner ersten Tochter getrennt. Diese Situation war nach der Geburt der zweiten Tochter nicht mehr tragbar und ich begann dann 1980 als Schreiner bei der Firma Pharmacia in Freiburg. Nachdem ich anfänglich für die Montage der Messestände zuständig war, wurde mir dann die Leitung der Messeabteilung mit eigenverantwortlichem Arbeiten (Entwürfe, Planungen, Kostenkalkulationen und Umsetzung der Messestände) übertragen. Als die Messebauabteilung bei Pharmacia dann im Jahr 1993 aufgelöst wurde, habe ich die Chance zur Selbstständigkeit ergriffen und konnte das gesamte Messebaumaterial incl. eines LT28 übernehmen. Gleichzeitig wurden mir von Pharmacia vier Messeauftritte fest zugesichert.

Herr Müller Sie haben 2011 ihr international tätiges Messebauunternehmen Müller Messebau an die beiden neuen Geschäftsführer und Inhaber Mathias Glaser und Daniel Spatz übergeben. Was hat Sie zu diesem Schritt bewogen obwohl Sie Ihr Unternehmen 18 Jahre erfolgreich geführt haben und noch ein paar Jahre hätten weiterführen können?

Harald Müller:
Dafür gibt es zwei Gründe.

Im bekanntlich stressigen Messebaugeschäft war für mich nach 34-jähriger Tätigkeit im Alter von 58 Jahren der Zeitpunkt gekommen, um es beruflich ruhiger angehen zu lassen und ich entschied mich, für meine Firma einen Nachfolger zu finden.

Der zweite, für mich auschlaggebende Punkt ist, dass für eine Nachfolgeregelung viele Überlegungen und Aspekte abgeklärt werden müssen. Und das braucht Zeit. Last but not least müssen Sie ja tatsächlich auch eine oder, wie in meinem Fall, zwei Personen finden von denen sie überzeugt sind, dass die Vorstellungen harmonisiert werden können und vor allem Ihr Unternehmen auch in Ihrem Sinne weitergeführt wird. Das ist doch letztendlich der Wunsch eines jeden Unternehmers.

Wie haben Sie denn Ihre beiden Nachfolger kennengelernt oder sind auf sie aufmerksam geworden?

Harald Müller:
Auch hier hat der Zufall nachgeholfen. Dem ein oder anderen in der Messebau-Szene hatte ich von meinen Absichten bezüglich einer Unternehmensübergabe erzählt. Zwar stand ein Kandidat schon fest, jedoch ist dieser kurzfristig ausgestiegen. Diese Information ist dann tatsächlich bei Herrn Glaser und Herrn Spatz angekommen – die haben mich kurzerhand kontaktiert und das erste Gespräch lief so vielversprechend, dass wir in der Folge unsere Steuer- und Bankberater hinzugezogen haben. Es hat dann dennoch fast ein Jahr gedauert bis alles unterschriftsreif war.

 

Wenn ich richtig informiert bin, hatten Sie ursprünglich vor noch für zwei Jahre im Unternehmen zu verbleiben, daraus sind nun 8 Jahre geworden. Was sind die Gründe hierfür?

Harald Müller:
Das ist schnell erklärt. Meine beiden Nachfolger haben richtig Dampf gegeben. Nicht nur in Europa, sondern vor allem auch in den USA und Fernost. Als internationales Messebauunternehmen wollten sie in Süddeutschland hier eine echte Kapazität werden, was ihnen auch gelungen ist. Das bedeutete jedoch auch jede Menge neue Aufgaben, Neuorganisation und Neustrukturierung inklusive Umzug von Freiburg in die neuen Räumlichkeiten in March-Hugstetten auf Grund von Kostenoptimierung und der besseren Verkehrsanbindung. Damit verbunden ist auch ein schnelles Wachstum. – Mitarbeiter, Material, Einsatzorte usw. Wer hätte da besser unterstützen können als ein alter Hase?
Und ganz ehrlich: Ich liebe meinen Beruf, habe immer Achtung und Respekt meinen Kunden gegenüber gezeigt. Messebau und das Unternehmen ist mein Leben und einfach meine Herzensangelegenheit!

Sie wollen definitiv im Jahr 2020, dann mit 66 Jahren, das Unternehmen verlassen. Werden Sie den Schritt in den „Unruhestand“ wirklich tun und mit welchen Plänen?

Harald Müller:
Das ist gesetzt. Der genaue Zeitpunkt noch nicht, aber ich werde den Schritt dann endgültig tun. Was meine Pläne anbelangt: Mir wird sicher nicht langweilig werden. Aktiv bin ich als 1. Vorstand noch in einem Schrebergarten in Freiburg. Meine Frau und ich lieben Campen – oft sind wir am Tunisee. Genau der richtige Ort um auch mal schnell in der Nähe „runter zu kommen“. Na ja, eventuell kann ich ja doch noch mal nach Mailand oder Barcelona, so als Springer (und lacht).

Oben im Bild, von links: Daniel Spatz (Geschäftsführer), Harald Müller, Matthias Glaser (Geschäftsführer)

Was möchten Sie ihren Nachfolgern Herrn Glaser und Herrn Spatz mit auf den Weg geben?

Harald Müller:
Messebau und die damit verbundenen Kundenbeziehungen sind personenbezogen. Jeder Messebauer sollte die Interessen seiner Kunden achten und vertreten. Dann funktionieren diese Kunden-Beziehungen sehr langfristig.
Darüber hinaus ist meines Erachtens moderates Wachstum die richtige Lösung ein Unternehmen weiter aufzubauen. Wenn es zu schnell geht hinkt man dem eigenen Tempo irgendwann hinterher. Grade in Bezug auf Mitarbeiter und Kundenpflege.
Letztendlich muss man als Messebauer dazu stehen was man verspricht und es auch einhalten. Immerhin ist es ein echtes Termingeschäft. Termine versemmeln geht gar nicht!
Das haben die beiden Jungs und ihr Team aber drauf! Da kann ich mich drauf verlassen und natürlich auch unsere Kunden. Die letzten sieben gemeinsamen Jahre haben das zur Genüge bewiesen.

Herr Müller ich Danke Ihnen für das ausführliche Gespräch und die ehrlichen Antworten auf meine Fragen. Ihnen und Ihrer Familie wünsche ich weiterhin viel Glück!

Das Interview wurde (im März 2019) von Herrn Ralf Kalb, alpha-Marketing geführt. Herr Müller ist immer noch „mitten drin“!
Man darf gespannt sein was wir noch zu hören bekommen.

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